Yardstick

Wie kommt es, dass ein Boot als erstes über die Ziellinie geht, trotzdem aber auf dem dritten Platz landet? Nun das liegt daran, dass Boote bauartbedingt unterschiedlich schnell sind und dafür einen Ausgleich bekommen.

Ein Regatta ist ein Wettbewerb der Segler und kein Wettbewerb der Boote. Eigentlich könnte man in einer Regatta nur Boote gegeneinander antreten lassen, die von der Bauart her gleich sind. Dann würde der beste Segler die schnellste Zeit segeln und gewinnen. Solche Regatten gibt es, sie heißen Klassenregatten. Da segeln dann in einer Regatta Conger gegeneinander oder 470er oder Schwertzugvögel.

 

Beim BSV sind dafür aber nicht genug Teilnehmer am Start. Es würden dann vielleicht drei Conger gegeneinander segeln, die alle von derselben BSG kommen. Oder gar ein einziger 470er, der dann am Ende gewonnen hat. Wir müssen verschiedene und verschieden schnelle Boote in derselben Wettfahrt gemeinsam starten lassen. Damit das einigermaßen gerecht abläuft müssen die bauartbedingten Geschwindigkeitsunterschiede durch ein Handicapsystem ausgeglichen werden.

 

Eine Möglichkeit dafür bildet die Bootsvermessung. Dabei werden die Vermessungsdaten eines Bootes mit Hilfe einer Vermessungsformel in eine Zahl umgerechnet, mit deren Hilfe eine gesegelte Zeit in eine berechnete Zeit umgerechnet wird. Eine bekannte solche Vermessungsformel heißt ORC. Allerdings ist die Vermessung pro Boot teuer und eignet sich deshalb für unsere Zwecke nicht.

Eine andere Möglichkeit bilden Statistiksysteme, von denen Yardstick das bekannteste ist. Um zu Aussagen über die Geschwindigkeitsunterschiede von verschiedenen Bootstypen zu gelangen, geht man zunächst davon aus, dass alle Segler gleich gut und gleich schnell segeln und dass die gemessenen Unterschiede einzig und allein aus den Unterschieden der Bootstypen kommen. Diese Annahme macht man in der Hoffnung, dass sich die Leistungsunterschiede der Segler über eine größere Anzahl herausmitteln.

 

Wenn sich dann herausstellt, dass die gesegelten Zeiten aller Boote eines Typs z. B. Conger über einen längeren Zeitraum und viele Wettfahrten hinweg im Schnitt 18% höher waren als die gesegelten Zeiten aller Boote, dann wird diesem Bootstyp die Yardstickzahl 118 zugewiesen. Was für die Conger auch genau passiert ist.

 

Mit Hilfe der Yarsdstickzahl kann nun die gesegelte Zeit eines Bootes in einer Wettfahrt in die berechnete Zeit eines Bootes umgerechnet werden, und zwar mit der Formel

 

berechnete Zeit = gesegelte Zeit * 100 / Yardstickzahl

 

Ein Beispiel:

Ein Boot mir der Yardstickzahl 100 beendet eine Wettfahrt nach 100 Minuten. Ein Boot mit der Yardstickzahl 110 geht in derselben Wettfahrt nach 110 Minuten über die Ziellinie. Für beide Boote ist die berechnete Zeit gleich, nämlich 100 Minuten. Gleiche berechnete Zeit bedeutet, dass die seglerische Leistung beider Crews gleich ist. Übrigens: So genau ist das in unserer Praxis der letzten Jahre bei sekundengenauer Messung noch nicht vorgekommen.

 

Es ist einmal vorgekommen, dass zwei Boote gleichen Typs also mit der gleichen Yardstickzahl fast gleichzeitig (Abstand unter einem Meter) ins Ziel gekommen sind. In diesem Fall ist die Entscheidung danach fallen, welches Boot vor dem anderen in Ziel war, auch wenn es nur wenige Zentimeter waren. Deshalb nimmt eine Person auf dem Zielschiff eine Peilung vom Mast des Zielschiffes zum anderen Ende der Ziellinie (Tonne) vor.

 

In den Regatten des BSV verwenden wir die Yardstickliste des Deutschen  Seglerverbandes. Für die bisher bei uns auf der Alster gestarteten Boote kann man sie hier nachlesen (ziemlich weit unten, Download "Boote".